Es ist wieder Zeit für Zweirad-Action! Die MotoGP kehrt mit zahlreichen Neuerungen zurück ins heimische Wohnzimmer. Für dich haben wir MotoGP 19 getestet, und sagen dir, warum es das beste Motorradrennspiel aller Zeiten ist.
Gerade erst feierte man das 70 Jährige Bestehen der MotoGP, welche damit die älteste noch existierende Motorsportserie der Welt ist. Die Videospielreihe gibt es zwar noch keine 70 Jahre, allerdings kann die MotoGP bereits einige Ableger vorweisen. Seit mittlerweile zwölf Jahren ist die italienische Rennspiel-Schmiede Milestone für die Reihe verantwortlich. Dass Milestone einiges an Erfahrung mitbringt, ist klar, da sie bereits 1999 ihr aller erstes offizielles Motorrad-Rennspiel zur Superbike Weltmeisterschaft zusammen mit EA veröffentlichten. 2007 kam dann die MotoGP-Reihe dazu, welche mittlerweile 9 Milestone-Ableger hervorgebracht hat.
Dabei hat das Unternehmen in den letzten Jahren einiges an Kritik einstecken müssen. Die Bewegung des Fahrers, die Steuerung per Gamepad, die Grafik, und, das wohl schlimmste Übel, der Motorensound, enttäuschten einige Fans. Mittlerweile arbeiten die italienischen Entwickler mit einem größeren Team, haben mehr Budget und arbeiten mit neuer Technik. Das macht sich bemerkbar.
Neue Features bringen mehr Umfang
Im offiziellen Spiel zur MotoGP 2019 gibt es direkt massig neue Inhalte. Eine neue elektrisch fahrende Klasse, welche erstmals dieses Jahr startet, einen neuen Grafik-Editor, welcher massig neue Individualisierungsoptionen bringt, einen rundum erneuerten Online-Multiplayer und für Offline-Spieler eine neue Technologie der Künstlichen Intelligenz. Wie auch im Vorjahr läuft MotoGP 19 auf der Unreal Engine von Epic Games. Allerdings wurden hierbei einige Verbesserungen vorgenommen. Später mehr dazu.
Die Modis sind umfangreicher denn je, und jede davon bringt noch einmal selbst Verbesserungen hinzu. Neben der Karriere gibt es wie üblich einen “Schnelle Modi”-Modus, in welchem wir entscheiden können, ob wir alleine gegen die Uhr fahren, ob wir nur einen Grand Prix oder eine ganze Meisterschaft bestreiten. Dazu kommen natürlich die klassischen Herausforderungen, in welchen wir detailgetreue auf der Realität basierende Rivalitäten und Rekorde aus vergangenen Zeiten aufarbeiten und bestreiten. Weiter können wir uns auch auf einen komplett neu überarbeiteten Multiplayer freuen, welche erstmals dedizierte Server und einen Renndirektor-Modus für uns bereithält.
Alle die es noch realistischer und anspruchsvoller brauchen, können sich auch gerne in der MotoGP eSport Championship versuchen. Jene ist auch wieder in MotoGP 19 vertreten und wird für einiges an Spannung sorgen.
Endlich gibt es einen Editor für Helm, Aufkleber und Co.
Der neue Grafik-Editor bringt so einige Neuheiten mit, welche man sich die letzten Jahre sehnlichst gewünscht hat. Personalisierte Startnummern, personalisierte Helme, personalisierte Namen auf dem Popo und sogar personalisierte Sticker finden ihren Weg in MotoGP 19. Nicht nur, dass wir nun alles nach unserem Willen, in einem gut zu steuernden Editor, individualisieren können, entwickelt man uns auch gleich eine Online Share-Funktion mit, welches es erlaubt, erstellte Inhalte auch öffentlich bereitzustellen. Besonders talentierte Spieler machen bereits jetzt atemberaubende Helme und Sticker. Erstmals können wir uns so sogar einen individuellen Sponsor auf den Helm kleben. Ja, man könnte jetzt mit einem Coca Cola-Helmaufkleber auf einer Monster Energy-Maschine sitzen. In der Realität ist das allerdings undenkbar.
Das ist wohl auch der Grund, weswegen im Multiplayer alle Individualisierungsoptionen eingeschränkt sind. Man kann zwar mit seinem Charakter an den Start gehen, allerdings fehlen die eigens erstellten Helme, Aufkleber und Startnummern. Dadurch entgeht man höchstwahrscheinlich Lizenzproblemen. Außerdem werden somit höchstwahrscheinlich auch rechtswidrige Inhalte ausgeschlossen.
Die Klassen im Überblick
Mit sieben (!) Motorrad-Klassen bringt MotoGP massig Motorräder, Teams und Fahrer mit sich. Neben der Königsklasse rund um Marc Marquez und Valentino Rossi, können wir auch mit der Moto2 und 3, sowie dem Red Bull Rookies Cup Vorlieb nehmen.
Neu ist erstmals, die von der FIM gegründete MotoE-Serie, welche das zweirädrige Pendant zur Formel E werden soll. Elektrisch fahrende Motorräder bringen eine neue Herausforderung und ein angenehmes fahren. Die Elektro-Motorräder bieten rund 150 PS und mit 200 Nm Drehmoment mehr als jedes andere Superbike mit Verbrennungsmotor.
Wie auch bereits in den Vorgängern, können wir mit historischen Rädern vergangene Herausforderungen bestreiten, alternativ aber auch einen ganzen Grand Prix oder gleich eine ganze Meisterschaft. Dafür bietet MotoGP dem Spieler historische Viertakter an und sogar die sogenannten “Unfahrbaren” 500 cm³-Zweitaktmaschinen mit Zweirad-Antrieb (Allrad). Es ist also egal, welcher Epoche man entspringt. MotoGP 19 liefert für jeden etwas.
Rookie oder direkt Topliga-Fahrer?
Die Karriere findet wieder mit allem was dazu gehört, auch ihren Platz in MotoGP 19. Allerdings ist es uns dieses mal möglich, direkt in eine höhere Klasse einzusteigen. Wir müssen uns endlich nicht mehr vom Red Bull Rookies Cup hochfahren, sonder können theoretisch direkt in einem Topteam der Königsklasse platz nehmen. Gerade bei den Vorgängern war es repetitiv und nervig, wenn man sich in jedem Teil neu langwierig hochkämpfen musste.
Beim Start in eine neue Karriere können wir auswählen, ob wir eine Standard- oder Pro-Erfahrungen haben wollen. Die Standard-Variante liefert uns das Eingreifen in alle Optionen. So können wir alle Fahr- und Rennhilfeoptionen verändern und uns quasi ein persönliches Erlebnis zurecht formen. Die Pro-Karriere bedeutet für uns das direkte Gegenteil. Alle Werte sind auf realistisch, die Künstliche Intelligenz fährt auf höchster Stufe und wir haben keine Neustart-Möglichkeiten in Zeitfahr-Sessions und Rennen.
Ansonsten baut sich die restliche Karriere wie in den Vorgängern auf. Wir fahren für immer bessere Verträge bis hin zum Weltmeistertitel. Ansonsten hat sich am sowieso soliden Karriere-Modus nichts weiter getan.
Dedizierte Server und Renndirektor-Modus
Im Multiplayer hat sich dafür allerdings so einiges mehr getan. Neben neuen dedizierten Server, hält nun auch ein Renndirektor-Modus einzug. Regiearbeiten haben noch nie so viel Spaß gemacht!
Milestone verwendet in MotoGP 19 erstmals dedizierte Server und verzichten dahingehend auf Matchmaking, in welchem der Server über den Hoster – also über den Spieler – lief. Somit bieten dedizierte Server auch bei schlechter Leitung ein fast ruckelfreies Erlebnis. So gibt es nun auch einige Multiplayer-Lobbys mehr, was nicht auch an der riesigen Fanbase der Reihe liegt.
Der Renndirektor hebt das Zuschauen in Multiplayer-Lobbys ungemein hervor. Solange eine Session läuft und man warten muss, bis man beitreten kann, guckt man in den meisten Rennspielen zu. Ganz stur, maximal mit einer Cockpit-Cam. Der neue Renndirektor-Modus, wie er heißt, ist eigentlich mehr ein Regiedirektor-Modus.
Im Renndirektor-Modus können wir zwischen allen realen Kameras wechseln, welche auch in echten TV-Übertragungen gezeigt werden. Wie in echt werden auf der linken Seite alle Zeiten und natürlich die Platzierungen angezeigt, während wir in der Bauchbinde zwischen Fahrer und Sicht hin und her switchen können. Als wäre man quasi in der Regie, welche gerade die Bilder für eine Liveübertragung zurecht legt.
Neben diesen beiden Neuerungen hat sich im Multiplayer ansonsten nichts getan. Wie bereits erwähnt, läuft er relativ flüssig, die Spieler sind sehr sozial und die Competition macht unglaublich viel Spaß.
Neue Technologie für künstliche Intelligenz
Für eine Verbesserung der KI in MotoGP 19 arbeitete man zusammen mit Orobix zusammen, ein Unternehmen, dass auf die Entwicklung von AI-Lösungen spezialisiert ist. Mit einem sogenannten neuronalen Netzwerk, soll die KI vorausschauender fahren und allgemein besser im Rennen agieren. Und tatsächlich wirkt sich das positiv aus.
In den vorherigen Teilen sind die Kontrahenten recht unbeholfen über die Strecke gefahren. Nach einem Rewind des Spielers, gab es mindestens einen Crash der KI, für das Ausweichen und das Überholen hat sich die KI stets an die Ideallinie gehalten. Die neue Technologie bietet – sobald man den richtigen Schwierigkeitsgrad gefunden hat – brutale Fight, während die KI sehr direkt agiert. Zudem lassen sie sich nicht mehr so leicht vom Bike holen. Realistischerweise kann ein KI-Gegner sich auch verbremsen und über das Gras am Streckenrand pflügen. Sogar Übersteuern und das Ausgleichen der Balance kann beobachtet werden. Das beste an der Neuerung ist allerdings, das Angleichen der KI zur eigenen Performance. Sobald man selbst versucht Abstand zu erlangen, versucht die Konkurrenz ebenfalls zu pushen. Was sich zunächst anhört, als wäre es ein unbarmherziger, und in Rennspielen gehasster, Gummibandeffekt, stellt sich als wahre Herausforderung heraus. Über die Saison hin passt sich die KI spürbar an die eigene Fahrweise an. Ist man ein Rowdy, halten die Gegner mehr Abstand. Tatsächlich revolutionär.
Artificial Neural Network Agent, kurz A. N. N. A., bringt frischen Wind in den Positionskampf. Sobald man den richtigen Schwierigkeitsgrad gefunden hat, führt man bärenstarke Zweikämpfe, abdrängen funktioniert nicht mehr und die KI ist lernfähiger als je zuvor.
Die Steuerung ist wie gewohnt zunächst gewöhnungsbedürftig, dennoch kommt man schnell rein und findet sein Rhythmus. Im Gegensatz zum Vorgänger hat sich an der Steuerung auch nichts getan.
Unreal Engine liefert wie gewohnt
Egal ob es große oder kleinere Produktionen sind. Mittlerweile werkelt die Unreal Engine von Epic Games in jedem Segment. So arbeiten auch die italienischen Entwickler Milestone mit der beliebten Engine. Sie liefert durchweg gute Qualität, ohne das die Performance leidet – so auch in MotoGP 19.
Bereits im Vorgänger löste die Unreal Engine die alte Spike Engine von Milestone ab, und ließ MotoGP 18 hier und da schon recht gut aussehen. Allerdings klagte man damals über eine schlechte Performance und diversen 3D- und anderen Grafikfehlern.
In MotoGP 19 hat Milestone die Engine der Fortnite Entwickler wesentlich besser für den aktuellen Ableger performiert. Die Ruckler in Cutscenes sind verschwunden, die 3D- und Grafikfehler wurden behoben und sowieso gab es weitere Verschönerungen. Auch der Regen sieht weiterhin wunderschön aus. Der dynamische Wetterwechsel fehlt nach wie vor. Leider! Der würde wohl großartig aussehen.
Der Sound bleibt ein großes Manko bei Milestone-Spielen
Milestone hat stets mit einem guten Motorsound zu kämpfen. Seit fast zehn Jahren klingen Motoren der italienischen Entwickler schlecht bis mittelmäßig – manchmal gibt es gute Ausreißer. Auch in MotoGP 19 lässt der Sound hier und da immer noch einiges an Luft nach oben. Allerdings hat das Spiel so viele gute Aspekte, dass man großzügig über den Motorsound hinweg sehen kann. Es bleibt zu erwähnen, dass die Bikes aus der MotoE tatsächlich “elektrisch klingen” – meh.
Kommen wir zum Fazit
MotoGP 19 ist das beste Motorradspiel, welches es gibt – das steht fest. Man spürt einfach die Expertise und die Liebe zum Sport, welche Milestone jedes Jahr aufs neue in die MotoGP-Reihe stecken. Immer wieder überrascht man auch mit neuen Features und Inhalten. Dabei wird die Technik nicht links liegen gelassen.
Das uns Sage und Schreibe sieben Fahrzeugklassen angeboten werden, ist sensationell viel und umfangreich. Auch der niegelnagelneue Grafik-Editor bietet endlich die erhofften Individualisierungsoptionen, welche sich man seit Ewigkeiten wünscht. Mit am positivsten ist die neue A. N. N. A.-Technologie der KI-Gegner. Ich hatte schon lange nicht mehr so spannende Duelle mit nicht realen Gegnern. Auch die dedizierten Server und der neue Renndirektor-Modus können sich sehen lassen.
Technisch ist MotoGP vielleicht noch nicht High-Level, aber es muss sich nicht verstecken. Grafisch sieht es einwandfrei aus. Der Sound allerdings ist noch ein Problem, welches es wirklich mal zu überarbeiten gilt. Allerdings ist fraglich, ob das noch geschehen wird. Das Potenzial ist auf jeden Fall da. Immerhin hören sich manche Fahrzeuge in Gravel (ebenfalls von Milestone) tatsächlich recht gut an. Auch die Motorensound auch MXGP sind recht klangvoll. In MotoGP 19 lässt dieser aber immer noch zu Wünschen übrig.
Ich habe es schon einmal erwähnt – der Sound ist nichts, was mich großartig an MotoGP stört. Offline wie auch Online-Rennen machen mehr Spaß denn je. Hier und da wurden echt gute Features hinzugefügt. Das Team um Milestone schläft definitiv nicht und zeigt einmal mehr, dass Motorsport-Spiele insbesondere Motorrad-Spiele genau ihr Fachgebiet sind. Ich freue mich auf MotoGP 20.